CHRONIK


Etwas Geschichte

Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts bestand in Visp eine erste Blasmusikgruppe, denn in den Büchern der Burgerschaft Visp ist zu lesen, dass die Musikanten im Jahre 1832 einen Acker zu Lehen bekamen. Den Nutzen daraus konnte für die Anschaffung von Musikinstrumenten und Notenmaterial verwendet werden. Im Jahre 1872 kam es zur Gründung der ersten Visper Musikgesellschaft, die sich den Namen „Cäcilia“ gab. Wie aus mündlicher Überlieferung bekannt wurde, gab es schon damals kleinere Gruppen, die im „Stegreif“ zur Freude der Leute aufspielten. Die „Cäcilia“ hatte aber keine grosse Lebensdauer, denn nach drei Jahrzehnten kam es in Ermangelung von Interesse und auch Finanzen zu deren Auflösung. Aber schon nach einigen Monaten wurde festgestellt, dass es auch in Visp nichts mehr geht ohne Blasmusik. Im Jahre 1909 wurde die neue heutige Musikgesellschaft „Vispe“ aus der Taufe gehoben. Und somit gab es wieder junge talentierte Musikanten, die nach den offiziellen Proben und Auftritten im kleinen Gruppenspiel auftraten.

Warum der Name Sempre avanti?

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zum Bau der Bahnlinie BLS (Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn). Die heutige Bahnlinie verläuft im Oberwallis von Goppenstein bis nach Brig an der nördlichen Bergflanke des Rhonetals. So standen auch im Nachbardorf Baltschieder die Baubaracken für die Arbeiter dieses grossen Werkes. Nach Aussagen ehemaliger Musikkollegen gab jeweils die kleine Musikgruppe aus Visp an Samstagabenden den Italienern, die die Mehrheit der Arbeiterschaft stellten, ein Ständchen. Irgendjemand muss die Musikanten auf italienisch aufgefordert haben, „sempre avanti” eins aufzuspielen! Und daher wird wohl der Name entstanden sein – und ist bis heute auch geblieben! Wir nehmen an, dass dies im Jahre 1911 geschehen ist, denn zwei Jahre später wurde der Durchstich des Lötschbergtunnels gefeiert.

Tätigkeit und Leitung der „Sempre avanti”

Man muss in diesen langen Jahren feststellen, dass es nur die fleissigen, geübten Musikanten der „grossen“ Musikgesellschaft „Vispe“ waren, die in der „Sempre avanti” mitmachten und es noch heute sind! In den früheren Jahren beschränkten sich die Auftritte in Form von Ständchen in den Pausen von Theateraufführungen in den umliegenden Dörfern, einem jährlichen Spaziergang in die nähere Umgebung (zu Fuss natürlich, im Rucksack oder in der „Tschiffra“ die Musikinstrumente – oder man lud Bänke auf die Pritsche eines Lastwagens und fuhr auf staubigen Strassen zum gewünschten Ziel) sowie dem Tanzanlass in der Alten Fastnacht (es war dies der Sonntag nach dem Aschermittwoch – und man bewältigte die Tanzmusik gleich selber). Das obligate Pfingstsonntagsständchen gibt man seit den späten Zwanzigerjahren, wobei man immer von Spendern zum währschaften Frühstück eingeladen wird. In den Kriegsjahren wurde es still in unserer Musikgruppe, denn die tapferen Mitglieder standen im Militärdienst an der Grenze.

Bis in die Fünfzigerjahren führte Karl Studer zusammen mit seinem Kassier Armando Lisi die „Sempre avanti”, während Emil Bittel als Dirigent für das Musikalische verantwortlich war. Das Repertoire bestand aus ein paar Märschen sowie dem Büchlein „Panier fleuri“, in dem auch Walzer und Polkas zu finden waren. Im Jahr 1957 gab es eine Wende: Durch den Tod von Leiter Karl Studer übernahm Peter Föhn das Präsidium. Emil Bittel führte weiterhin den Dirigentenstab. Neu trat Hermann Seematter in den kleinen Vorstand und leitete die „Sempre avanti” in den Jahren 1968 bis 1974 auch als Präsident, denn Peter Föhn präsidierte in dieser Zeit die Musikgesellschaft „Vispe“ Visp. Es galt nun, die Musikgruppe mit neuem Notenmaterial zu versehen, denn die langjährig und öfters gespielten gleichen Musikstücke „pfiffen bereits die Spatzen vom Dach“. Mit der Zeit wurde die Visper Blaskapelle zu offiziellen Ständchen und Konzerten zu diversen Grossereignissen eingeladen. Nach dem Hinschied von Dirigent Bittel übernahm Kollege Otto Wyer die musikalische Leitung. Auch wurde mit Kassier Pius Wyer der Vorstand auf drei Mitglieder erweitert.

Ausflüge, Konzerte, Ständchen


Durch heiratliche Bande unseres Musikkollegen und damaligen Vizepräsidenten Hermann Seematter mit der hübschen Österreicherin Elfi Seematter-Fertner wurde die Bekanntschaft mit dem Musikverein St. Peter-Freienstein aus der Steiermark hergestellt. Viermal waren die Musikkollegen aus dem östlichen Nachbarland in Visp bei uns zu Gast, aber es wurde auch viermal Gegenrecht gehalten. Wir Visper wie unsere österreichischen Kollegen gaben sich redlich Mühe, die Gäste mit Konzerten und Ausflügen zu verwöhnen. Es gab beidseitig unvergessliche Stunden. Weitere Auftritte in diesen langen Jahren waren: Ausflüge nach Montana/VS, Kandersteg/Oeschinensee im Berner Oberland, San Lorenzo im benachbarten Oberitalien, Kerns/OW, Alpnachdorf/OW. Zur Grundsteinlegung des Kornhauses in Burgdorf, das zu einem Museum der Schweizer Folklore umgebaut wurde, war die „Sempre avanti” als einzige Blasmusik der Schweiz eingeladen und erntete hier einen grossen Erfolg.

Dazu kamen noch Unterhaltungskonzerte in Grand-Lancy/GE und Sarnen/OW, Strassenständchen in Kaiserslautern/De, Einweihung von zwei neuen BLS-Lokomotiven 465 in Brig, Eröffnungskonzert der Pendolinostrecken Genf/Basel nach Milano in Brig mit Reise nach Stresa/It, Fahrt im Pendolino nach Genf, Ständchen zur Eröffnung des Vispertaltunnels, Hochzeitsständchen der Mitglieder sowie Besuch von Älplerfesten und weiteren Musikfesten usw. Es sei noch erwähnt, dass man seit bald 30 Jahren jeweils die Militärische Entlassung mit Blasmusik bereichert, um so den scheidenden Wehrmännern aus der Schweizer Armee den Abschied zu erleichtern.

Mitglieder und Vorstände

Während man in früheren Jahren mit 10 bis 15 Blasmusikanten aufspielte, zählt heute die „Sempre avanti” an die 25 Mitglieder und bis dato ist es eine reine Männerdomäne! Die Präsenz ist jeweils unterschiedlich: Es kam vor, dass die Musikgruppe sechs Musikanten zählte, es aber schon oft vorkam, dass man mit zwei Dutzend konzertierte! Seit einigen Jahren leitet Dirigent Leander Roten unsern Verein. Auch der Vorstand wurde inzwischen erneuert: Nach den Kollegen Pius Wyer, Roland Mazotti, Leander Föhn, Hermann Seematter und Rainer Mooser hat nach 37 Jahren auch Peter Föhn als Vorsitzender das Präsidium abgegeben. Der neue Vorstand mit Präsident Elmar Furrer, Dirigent und Vizepräsident Leander Roten sowie Kassier Philipp Zuber hat seit dem Jahr 2000 die Geschicke der "Sempre avanti" übernommen. Man ist auch bestrebt, mit neuen Musikstücken das Korps musikalisch zu modernisieren, ohne dass man die traditionelle Blasmusik vernachlässigen will.

Grossereignisse der „Sempre avanti“

Es war schon lange der Wunsch, dass man in Visp auch einmal ein Blaskapellen-Treffen organisieren sollte. Die Tat wurde im Jahre 1996 umgesetzt. OK-Präsident Niklaus Furger hat mit seinem Team im Spätsommer zwei wunderbare blasmusikalische Tage organisiert. Zwölf Blaskapellen konnten begrüsst werden, darunter die bekannten Dorfspatzen aus Oberägeri und die Tösstaler Blaskapelle. Der Erfolg war nicht nur in blasmusikalischer Hinsicht bestens, sondern auch die Vereinskasse konnte einen schönen Beitrag in Empfang nehmen. – Während als „Einheitskleid“ in früheren Jahren das weisse Hemd und eine Krawatte mit Musikemblem getragen wurde, war es dann im Jahre 1999 soweit, dass man sich eine Uniform anschaffte: ein Gilet und eine dunkelblaue Hose. Zur Uniformeinweihung am 30. Oktober spielten neben der festgebenden „Sempre avanti” noch die Veteranenmusik aus Visperterminen, die „Ali Baba“ aus Mörel sowie der 6er-Club aus dem deutschen Rheinfelden. Der feierliche Augenblick der Einsegnung fand auf dem historischen Kaufplatz statt, während man anschliessend ins neue Foyer des Kultur- und Kongresszentrums La Poste übersiedelte, wo ein gemütlicher Abend unter lustigen Musikanten und ihren Angehörigen vonstatten ging.

2. Visper Blaskapellen-Treffen


Vom 31.08. – 01-09.02 führte die „Sempre avanti“ das 2. Visper Blaskapellen-Treffen durch.
Als OK-Präsident konnte man wiederum unseren Kollegen Furger Niklaus verpflichten. Unter seiner sehr fachlichen und kompetenten Leitung, wurde ein 12-köpfiges OK aufgestellt. Man war sich sofort einig. Als Grundlage für das 2. Blaskapellen-Treffen, wurde die Infrastruktur von 1996 wieder ins Konzept eingebaut. Nur einige Details sollten noch ein wenig optimiert werden. Die Anzahl der eingeladenen Blaskapellen wurden gegenüber 1996 von 12 auf 14 Kapellen erhöht. Diese setzten sich aus 9 Deutschschweizer und 5 Oberwalliser Formationen zusammen. An beiden Tagen wurde ein beachtliches Niveau an Musikqualität geboten. Die wahren Blaskapellen-Fans konnten das Feinste vom Feinsten an beiden Tagen hören.
Das Fest stand unter dem Motto „Musik, Kameradschaft und Gemütlichkeit. Durch die verschiedenen Festbereiche „Strassenfestival“ an drei Standorten in der Bahnhofstrasse, sowie der Unterhaltungsabend im Festzelt auf dem Schulhausplatz, konnten die oben genannten Ziele voll und ganz erzielt werden. Der Höhepunkt bildete natürlich das neue Showprogramm der „Oberägeri-Dorfspatzen“, das bei uns zur Uraufführung gelangte. Es war ein richtiger Genuss, dieser Blaskapelle zuzuhören.
Am Sonntag spielten dann die verschiedenen Formationen im Spital Sta. Maria, Altersheim St. Martin, in der Kirche zum Gottesdienst und selbstverständlich wieder an 2 Standorten im Dorf zum Frühschoppen auf. Auch in diesem Punkt hatte das OK das Ziel, das Fest in unsere Burgschaft zu tragen. Nach dem grossen Echo aus dem Publikum ist auch dieses den Organisatoren gelungen. Nach dem offerierten Mittagessen im Festzelt bildeten die verschiedenen Konzerte der geladenen Blaskapellen den gemütlichen Ausklang des 2. Visper Blaskapellen-Treffens.


Gründung eines offiziellen Vereins

Im Jahre 2002 haben verschiedene interne Diskussionen in der Blaskapelle dem Vorstand den Anlass dazu gegeben, die rechtliche Situation im Verein genauer unter die Lupe zu nehmen. Seit 91 Jahren wurde die Blasmusikformation „Sempre avanti“ ohne schriftliche Grundlagen zur Führung dieser . Der Vorstand kam zur Einsicht, dass dieses Fundament mit den heutigen Strukturen nicht mehr vereinbar ist. So wurde an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 23. November 2002 nach genauer Darlegung der rechtlichen Grundlagen entschieden, dass die „Sempre avanti“ ein offizieller Verein mit Statuten wird. Seit dem 1. Januar 2003 können wir uns nun voller Stolz „Blaskapelle Sempre avanti Visp“ nennen. So wurde diese Blaskapelle nach 91 Jahren volljährig.
Ebenso haben die Mitglieder an der ausserordentlichen GV einstimmig entschieden, dass sich die „Blaskapelle Sempre avanti Visp“ für das 16. Schweizerische Blaskapellen-Treffen in Visp an der kommenden Delegiertenversammlung vom April bewerben wird.


Blaskapelle Sempre avanti, Postfach, 3930 Visp